Ich verliere mein Gehör – Trauerbewältigung

Es gibt bei „Monk“ (amerikanische Comedy-Krimiserie) eine Folge, in der sein Psychiater aufhört zu praktizieren. Monk geht im Schnelldurchgang immer wieder durch die einzelnen Phasen der Trauer. Es ist so witzig, habe es auch auf Youtube gefunden: https://www.youtube.com/watch?v=kF6BxBIedLk

Wenn man sein Gehör verliert, dann gehört da auch ganz viel Trauerarbeit dazu, immer und immer wieder.

Mit 17 hat mir zum ersten Mal ein HNO-Arzt gesagt, dass ich irgendwann hochgradig schwerhörig sein werde. Ich kann mich nich mehr erinnern, wie ich das damals aufgenommen habe. Wie mich dieser Satz allerdings all die Jahre begleitet hat, merkte ich erst, wie ein HNO-Arzt mir vor zwei Jahren sagte, es kann sein, dass es irgendwann einfach nicht mehr schlechter wird. Bämmm! Da meine Hörkurve damals längere Zeit stabil war, dachte ich: „Kein Problem, damit kann ich leben!“ Leider hatte der erste HNO-Arzt recht … hätte auch anders sein können … mein Gehör hat sich im letzten Jahr nochmal verschlechtert und hinzukommt eine unangenehme Hörverzerrung auf dem linken Ohr, d.h. wenn Töne in einer hohen Lautstärke – die ich brauche, um überhaupt zu verstehen – an mein Ohr kommen, höre ich nur noch Kchrzkchrzkchrs. Was soll ich bitte damit anfangen!

Die vier Phasen der Trauer und Trauerbewältigung (nach Verena Kast):

  • 1. Phase: Nicht-Wahrhaben-Wollen
  • 2. Phase: Aufbrechende Emotionen
  • 3. Phase: Suchen und Sich-Trennen
  • 4. Phase: Neuer Selbst- und Weltbezug

Logisch, kennt jeder, was passiert als erstes, wenn ich etwas verlieren: Ich will es wieder haben. Das fängt beim Geldbeutel an. Man kann sich ein Leben „ohne“ nicht vorstellen. Man will sich ein Leben ohne diese Person, diesen Gegenstand, diesen, was auch immer … in meinem Falle diesen „Hören-und-Verstehen-Können“ nicht vorstellen, obwohl es schon längst Realität ist.

Es ist ein Prozess, die Phasen verschwimmen. Es ist nicht so, dass ein Phase abgeschlossen ist und die nächste fängt an. Ich befinde mich in meinem Prozess gerade zwischen 1. und 2. Phase:

Ich hoffe, dass dieses Kchrzkchrzkrchz irgendwann wieder weg geht, ich gehe abends ins Bett und hoffe, morgen früh ist alles wieder gut, mein Gehör zumindest wieder so, wie vor der erneuten Verschlechterung, ich hoffe und gleichzeitg wechseln sich Phasen des Weinens und der Wut ab … und Angst, ja Angst habe ich auch vor dem Leben ganz ohne Töne, Geräusche, Menschenstimmen …

Hier gibt es noch einen sehr berührenden Bericht über das Thema:

https://www.hoerbehindertenselbsthilfe.de/wir-in-der-dhs/dhs-mitgliederzeitschrift/forum-beitraege/38-verlust-abschied-trauer.html

 

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